
- In Brüssel gab beim Euro-Gipfel eine Einigung zwischen Griechenland und den Gläubigern für ein drittes Kreditprogramm
- Es soll dabei u.a. ein Privatisierungsfond eingerichtet werden, um die Schulden abzubauen
- Weitere Verhandlungen werden noch folgen
„Nichts ist gut“, schreibt Carsten Hulverscheidt für die „süddeutsche.de“. Es werde lange dauern, bis die Auswirkungen des Schuldendramas abklingen würden. Die Verantwortung dafür würden sich Merkel wie Tsipras teilen. Insgesamt sei das Debakel damit zu erklären, dass ein „grundverschiedenes Verständis“ über Politik herrsche. Diese sei nicht starr, sondern müsse sich gerade in einer EU auf jeweilige Kulturen einlassen.
„Es zieht sich nun ein tiefer Bruch durch Europa“, kommentiert Tibor Pézsa von der „HNA“. Zwar sei der Eklat vorerst verhindert worden, doch die quälenden Jahre würden erst noch vor Griechenland liegen. Es müsse sich noch zeigen, inwiefern die Auflagen umgesetzt würden und wie mehrheitsfähig die Ergebnisse der Verhandlungen seien. Zweifel seien auf jeden Fall angebracht.
„Bis sich das hoch verschuldete Griechenland endgültig erholt hat, wird es noch ein langer Weg sein“, meint Dr. Christof Haverkamp für die „Neue Osnabrücker Zeitung“. Eine Voraussetzung dafür, dass es nun weiter gehen könne, liege beim Verhalten der griechischen Regierung. Die dürfe nun nicht in alte Muster zurückfallen. Europa zahle zwar einen hohen Preis für Griechenland, doch dieser sei die Einheit wert.
„Das griechische Problem ist für die Euro-Zone mit der Einigung von diesem Montag noch lange nicht erledigt“, meint Ruth Berschens für das „Handelsblatt“. Schließlich habe sich die griechische Regierung noch vor kurzer Zeit gegen Reformen gewehrt. Harte Auseinandersetzungen seien nun vorprogrammiert. Griechenland habe „Zwietracht“ in Europa gesät, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei dementsprechend schwierig.
„Das griechische Drama wird mit dieser einen großen Nachtsitzung sicherlich nicht beendet sein“, meint Roland Nelles hier auf SPIEGEL ONLINE. Viel Schaden sei durch das Verhalten Tsipras, jedoch auch durch die harten Forderungen Deutschlands entstanden. Merkel und Schäuble hätten mit ihrer “strammen Sparrhetorik” zwar viele Anhänger im eigenen Land – aber auch halb Europa gegen sich aufgebracht. Nun sei es an der Zeit, einander wieder gegenseitigen Respekt zu zollen, damit die Kompromisse umgesetzt werden könnten.
„Die Euro-Familie hat sich als ein kreditwucherndes Konglomerat entpuppt, das sich nicht um die Demokratie kümmert“, meint Suzanne Moore vom „Guardian“. Die Welt würde dabei zusehen, wie Griechenland im Namen der Stabilität entmündigt werde. Zwar bestehe kein Zweifel an der Inkompetenz der bisherigen griechischen Regierungen, doch das habe die Eurozone schon gewusst, bevor die ersten Kredite vergeben worden seien. Die harte Linie sei nicht förderlich, sie sei einfach nur hart um des „Hart-Sein-Willens“.